MUSIKUNTERRICHT MACHT KLUG
Musik macht klug von Prof. Asmus J. Hintz, Direktor der YAMAHA Academy Of Music Hamburg, Hamburg, den 22. Juni 2000
Musik macht klug. Neurologen, Musikern und Musikpädagogen war schon lange klar. Nur öffentlich gesagt hat es so deutlich bisher kaum einer. Warum? Weil alles, was man öffentlich äussert, schliesslich fundiert sein muss. Als richtig fundiert gilt, was wissenschaftlich erforscht und dokumentiert worden ist, und das war bislang nicht der Fall.
Deswegen die Zurückhaltung. Mittlerweile liegen wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse vor, die belegen, dass Kinder, die sich frühzeitig intensiv mit Musik beschäftigen, insbesondere mit dem Spielen eines Musikinstrumentes, eindeutig intelligenter sind als Kinder, die diese Chance nicht hatten.
In Berlin wurde im Rahmen einer Langzeitstudie an Grundschulen mit sogenannten musikbetonten Klassen über einen Zeitraum von sechs Jahren die Entwicklung der schulischen Leistungsfähigkeit der Schüler im Vergleich zu Grundschülern untersucht, die “normal beschult” wurden.
In den musikbetonten Schulen musste sich jeder Schüler verpflichten, neben dem im Lehrplan vorgesehenen Musikunterricht zusätzlich für die Dauer von sechs Jahren ein Musikinstrument zu erlernen. Die Studie wurde in Berlin-Wedding, einem Bezirk mit brisanter Sozialstruktur und hohem Anteil an ausländischen Mitbürgern, unter Leitung von Prof. Hans Günther Bastian (Universität Paderborn) durchgeführt.
Dass im Modellversuch überwiegend privilegierte Kinder teilgenommen und somit besonders günstige Bedingungen geherrscht hätten, ist aufgrund des hohen Anteils ausländischer Kinder und der Sozialstruktur des Bezirkes auszuschließen.
Die Schüler entstammten überwiegend Arbeiterfamilien. Die Ergebnisse sind eindeutig: Bereits nach vier Jahren wiesen die “musikbetonten Schüler” eine stark überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit gegenüber den “normal beschulten” auf. Sehr viel mehr Kinder als üblich – und vor allem im Gegensatz zu den Vergleichsklassen – konnten mit dauerhaftem Erfolg zum Gymnasium empfohlen werden. Deutlich bessere Fähigkeiten im logisch mathematischen Denken bei den “Musikbetonten”.
Die kognitive Leistungsfähigkeit war deutlich höher als die der “normal beschulten Kinder”. Das Sozialverhalten der “musikbetont unterrichteten Kinder” erwies sich trotz der schwierigen sozialen Lage im Bezirk, in den Schulen und den Familien deutlich harmonischer als in den musikbetonten Klassen.
Zusammenfassend stellt Bastian fest: Alle Kinder sind musikalisch. ie musikalische Förderung der Kinder sollte so früh wie möglich beginnen. Frühzeitige intensive Beschäftigung mit Musik kann umfassende Potentiale der Intelligenz fördern. Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Instrumentalspiel und der kognitiven Entwicklung, einem wichtigen Aspekt der Intelligenz.
“Intensive Beschäftigung mit Musik und das aktive Musizieren fördern Persönlichkeitseigenschaften und Verhaltensweisen wie Ausdauer, Stetigkeit, Zuverlässigkeit, Konzentration, Auseinandereinlassen, Selbsterfahrung, kritische Distanz zum eigenen Spiel.” (Hans Günther Bastian: “Teilergebnisse eine ersten Zwischenbilanz zu einer Langzeitstudie an Berliner Grundschulen”).
Langzeitverbesserung des Vorstellungsvermögens bei Vorschulkindern. In den USA wurde erforscht, welche Wirkung Musikunterricht mit Vorschulkindern auf deren räumlich-zeitliches Vorstellungsvermögen hat. Räumlich-zeitliches Vorstellungsvermögen beinhaltet das Aufrechterhalten und die Transformation mentaler Bilder in Abwesenheit eines physikalischen Modells und wird für höhere Hirnfunktionen wie Schach, Mathematik und Technik benötigt.
Die Neurologen Leng und Shaw vermuteten, dass das Hören von Musik Einfluss auf diese spezielle Leistung des Gehirns ausübe. So zeigten Tests mit College-Studenten nach dem Hören einer Mozart-Sonate (KV 448), dass sie Aufgaben, die räumlich-zeitliches Vorstellungsvermögen erfordert, signifikant besser bewältigten als zuvor. Dieser Test belegte bereits einen Zusammenhang zwischen Musik und räumlich-zeitlichem Vorstellungsvermögen.