STUDIE IN DER SCHWEIZ

Ernst Waldemar Weber über einen von ihm durchgeführten mehrjährigen Schulversuch mit insgesamt 50 Primarschulklassen in 10 Schweizer Kantonen: In den Versuchsklassen kam es trotz Reduktion der Lektionenzahl in den Hauptfächern um 20 bis 25 % zu keinen Leistungseinbussen.

Die Ausdrucksfähigkeit hat sich gegenüber den Kontrollklassen in einzelnen Bereichen verbessert, im Bereich der Sprache sind gute Entwicklungen zu verzeichnen. Auffällig sind die Ergebnisse im sozialen Bereich. Das soziale Klima verbesserte sich zwar in allen Klassen, aber in einigen Bereichen war die Verbesserung in den Experimentalklassen deutlicher als in den Kontrollklassen. Der Gruppenzusammenhalt hat in den Experimentalklassen stärker zugenommen.

In Bezug auf die Motivation zeigen sich besonders ausgeprägte Gewinne der Experimentalklassen gegenüber den Kontrollklassen, und zwar in zweierlei Hinsicht: Zum einen wird die Schule positiver gesehen, vor allem in Bezug auf den Musikunterricht, zum anderen deutet sich eine positivere Einstellung zur Musik im Allgemeinen an, also unabhängig vom Musikunterricht. Aus “Persönlichkeitsentfaltung durch Musikerziehung« von Josef Scheidegger und Hubert Eiholzer ISBN 3907117107

Maria Spychiger, Psychologin am Pädagogischen Institut der Universität Freiburg (Schweiz), begleitete einen Schulversuch, in dem der Hauptfachunterricht zugunsten des Musikunterrichts um mehrere Wochenstunden gekürzt wurde. Im Durchschnitt aller Klassen schnitten die musikalischen „Versuchskaninchen“ trotz weniger Hauptfachstunden nicht schlechter ab als die Kontrollklassen. Im Gegenteil: Ein besonders deutlicher positiver Zusammenhang zeigte sich beim Lesenlernen in der Primarstufe”, so Spychiger. (S.43 ff)

(In Wien gibt es) seit nunmehr 24 Jahren ( … ) den Sonderschultyp Hauptschule mit besonderer Berücksichtigung musikalischer Begabungen. ( … ) Walter Kern, Direktor einer solchen, hat über mehrere Jahre die Leistungen von Schülern in Musik- und Nicht-Musikklassen verglichen und kann nun nachweisen, wie ganzheitlich erstere ihre Mitglieder fördern.

Nach vier Jahren war der Notendurchschnitt in den Musikklassen bei gleichem Lehrpersonal um 0,7 bis 0,8 besser, und das, obwohl die Kinder hier durch den Schwerpunkt Musik zwei Wochenstunden mehr Unterricht hatten und zusätzlich Übungszeit für das in diesem Schultyp obligatorische Instrument aufwenden mussten.

EMPFEHLUNGEN

Das bedeutet, dass trotz der deutlich höheren zeitlichen Beanspruchung durch Inhalte, die mit den anderen Lernfächern nichts zu tun haben, auch die Leistungen in diesen Fächern deutlich besser waren. Aus “Psychologie heute” 7/97 und Technologie in Bonn geförderte Langzeitstudie an Berliner Grundschulen:

“Die bereits vorliegenden Daten der Schulleistungstests in den Fächern Rechnen (Zahlen- und Textrechnen) und Deutsch (Lesen, Rechtschreibung, Sprachvermögen) nach den ersten vier Schuljahren zeigen eindeutig, dass die verstärkte musikalische Schwerpunktsetzung an den Modellschulen mit Sicherheit nicht auf Kosten von Leistungseinbußen in den Kernfächern geht.

Dies ist unseres Erachtens eine pädagogisch und schulpolitisch erfreuliche Bilanz, die förmlich nach Konsequenzen für ein “Mehr Musik in der Schule” schreit, wenn wir die genannten positiven Effekte in unseren Schulen heute und morgen haben wollen”.

Aus: “Persönlichkeitsentfaltung durch Musikerziehung”, von Josef Scheideggerund Hubert Eiholzer ISBN 3907117107